Grüne Europawochen: Auch („Voll“)Pfosten retten Leben
Der Brexit macht in diesen Tagen wieder deutlich wie uns Nationalismus und Europafeindlichkeit in eine große Unsicherheit stürzen. Wir Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus verstehen uns als Gegenpol dazu. Aus diesem Grund rufen wir im April und Mai unsere grünen Europawochen ins Leben. Unter dem Motto “Wir für Europa” zeigen wir Landespolitiker*innen Flagge für eine klar proeuropäische Haltung. Stefan Taschner zeigt am Beispiel der britischen Hauptstadt auf, wie London Vorreiter in Sachen Radwegeförderung ist.
„Alles voller Vollpfosten“ – So tönte der verkehrspolitische Sprecher der Berliner CDU-Fraktion noch vor wenigen Wochen. Anlass war der zweite geschützte Radstreifen (Protected Bike Lane, kurz PBL) in Berlin am Dahlemer Weg. Gegner halten den Radweg für überflüssig. Schließlich gibt es doch Verkehrsregeln an die sich nun wirklich alle Verkehrsteilnehmer*innen halten. So sei es Autofahrern verboten Radwege zu befahren oder darauf zu parken. Dreht Berlin jetzt also vollkommen durch? Wir sagen: Nein!
Ein Blick in andere Städte zeigt, wie Verkehrssicherheit für Radfahrende aussehen kann und muss. Da müssen wir gar nicht auf die fahrradfreundlichen Vorzeigestädte Amsterdam oder Kopenhagen blicken. Schauen wir uns mal Großbritannien an.
In Berlins Partnerstadt London war ich in den letzten Jahren immer wieder sowohl privat als auch beruflichunterwegs – eine klimafreundliche Anreise mit dem Zug durch den Eurotunnel geht relativ fix. Die Änderungen waren jährlich sichtbar, es hat sich viel getan. Mit der Einführung der City Maut hat sich der Autoverkehr deutlich reduziert und Busse kommen in London schneller durch. Bei einem meiner letzten Besuche stellte ich fest, dass mittlerweile unzählige Pfosten herumstehen. Und was machen die dort? Sie schützen Leben. Und zwar das der Radfahrer*innen.
Der geschützte Radstreifen ist keineswegs eine irre Erfindung von Rot-Rot-Grün in Berlin, sondern schon lange Standard in vielen Städten, europa- und weltweit. In London reiht sich diese Form der Radverkehrsförderung in eine lange Liste von Maßnahmen ein, die den motorisierten Individualverkehr aus der Stadt zurückdrängen will.
Zudem plant London eine Abbiegeassistent-Pflicht für LKWs wie wir es in Berlin ebenfalls diskutieren. Unter dem Titel „Clear Vision Standard“ soll die ganze Stadt bis zum Herbst 2020 für unsichere LKW gesperrt werden. Die Motivation dahinter ist die Erhöhung der Verkehrssicherheit, insbesondere der schwächsten Verkehrsteilnehmer*innen. Berlin kann also viel von seiner Partnerstadt London lernen.