Grüne Europawochen: Litauen – 30 Jahre Unabhängigkeit, Holzbau und ein Jugendprojekt verbinden Berlin mit der Mitte Europas
Der Brexit macht in diesen Tagen wieder deutlich wie uns Nationalismus und Europafeindlichkeit in eine große Unsicherheit stürzen. Auch in Italien werden die Rechten mit ihren europafeindlichen Positionen lauter. Wir Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus verstehen uns als Gegenpol dazu. Aus diesem Grund rufen wir im April und Mai unsere grünen Europawochen ins Leben. Unter dem Motto “Wir für Europa” zeigen wir Landespolitiker*innen Flagge für eine klar proeuropäische Haltung. Andreas Otto zeigt am Beispiel der Demokratiebewegung von 1989, dem Holzbau und einem Jugendprojekt was Litauen und Berlin verbindet. Außerdem liegt in der baltischen Republik tatsächlich die Mitte Europas.
Litauen ist das Zentrum Europas. Zumindest geographisch, wie der Franzose Jean-George Affholder vom Institut Géographique National bereits 1989 ermittelt hat. In Purnuškės, nördlich von Vilnius, steht deshalb ein kleines Monument. Wer dort hin reist, kann sich ein Zertifikat ausstellen lassen, die Mitte Europas besucht zu haben.
Litauen ist das südlichste der drei baltischen EU-Länder. Mit 65.286 Km² ist es etwa so groß wie Bayern, hat aber mit 2,8 Millionen nur wenig mehr Einwohner als Brandenburg. Die Bevölkerungsdichte ist entsprechend gering, so leben dort nur 43 Einwohner pro Km². Zum Vergleich: In Deutschland leben 232 Einwohner pro Km² Die größten Städte sind die Hauptstadt Vilnius (574.221 Einwohner), Kaunas (304.097 Einwohner) und Klaipeda (162.690 Einwohner)
30 Jahre Unabhängigkeit
Die unabhängige Republik Litauen wurde nach dem Ende des ersten Weltkrieges ausgerufen. Nach deutscher und russischer Besatzung, gehörte Litauen bis 1990 zur Sowjetunion. Litauen war der erste Staat, der sich damals für unabhängig erklärte und die Sowjetunion verließ. Wie in der DDR 1989 entwickelte sich auch in Litauen die Demokratie und es fanden freie Wahlen statt. Litauen ist seit 2004 Mitglied der EU. Im Zuge des EU-Beitritts wurde auch vereinbart, das litauische Kernkraftwerk Ignalina abzuschalten, was endgültig Ende 2009 geschah. Seither gibt es jedoch immer wieder Pläne, ein neues Kernkraftwerk zu bauen und dadurch die Abhängigkeit von russischem Öl und Gas zu verringern. Erneuerbare Energien werden insbesondere aus Wind und Biomasse gewonnen, jedoch ist der Anteil noch ausbaufähig.
Ressource Holz
Litauen ist ein rohstoffarmes Land. Die wichtigste natürlichen Ressourcen sind Holz, Torf, Sand und Ton. Über 14 Prozent der Landesfläche sind Naturschutzgebiete. Die Holzindustrie spielt in Litauen eine wichtige Rolle. Holzexport und -verarbeitung haben hier eine lange Tradition. Was auch kein Wunder ist, nahezu ein Drittel der Gesamtfläche Litauens sind Wald.
6.074 kleine und größere Unternehmen sind in Litauen im Bereich Holzverarbeitung tätig. In Dresden baut die litauische Firma Timber Design LT aktuell für Ikea ein Hotel in Holzbauweise. Angesichts der Holzbaupläne unserer Koalition könnten litauische Firmen bald auch in Berlin Wohnhäuser, Hotels oder Schulen errichten.
Deutschland ist, noch vor Schweden und Russland, das Hauptexportland für Produkte aus Litauen. Da Wälder nicht nur Rohstofflieferanten sind, sondern auch einen wichtigen Betrag zum Klimaschutz leisten, gibt es zunehmend Anstrengungen, den Umgang mit dem Wald international zu regeln. Litauen unterstützt die Bemühungen der Ministerkonferenz zum Schutz der Wälder in Europa (Forest Europe), ein überregionales verbindliches Waldabkommen zu verabschieden. Bisher ist das noch nicht gelungen.
Von der gesamten Waldfläche Litauens werden 70 Prozent wirtschaftlich genutzt, die anderen 30% stehen unter Schutz. Alle Unternehmen, die in staatlichen Forsten tätig sind, haben eine FSC-Zertifizierung (Forest Stewardship Council), sozusagen das Fairtrade-Siegel für den Wald.
Berliner Jugendliche in Rakonys
Das Litauenprojekt von Gangway e.V. bringt Berliner Jugendliche aus sozial schwierigen Verhältnissen nach Litauen, um bei der Renovierung von Dorfschulen oder Waisenheimen zu helfen. Es wird bereits seit 2003 mit verschiedenen Partnern in Litauen durchgeführt. Die Jugendlichen lernen durch dieses Projekt, statt in Verweigerung oder Resignation zu leben, wieder aktiv zu werden, lösungs- und ergebnisorientiert zu arbeiten, sich in ein Team einzubringen und einen Beitrag in der und für die Welt zu leisten. So geben sie zurück, was sie selbst erfahren haben, nämlich Ermächtigung durch die Gesellschaft.
Am 20.07.2019 startet der nächste Arbeitseinsatz in einer kleinen Dorfschule in Rakonys. Für die geplanten Renovierungsarbeiten fehlen noch ca. 2.500 € für Baumaterial. Deshalb rufe ich an dieser Stelle zu Spenden auf.
Einfach hier klicken und auf Betterplace das Jugendprojekt unterstützen: Für einen guten Zweck und ein Projekt der Freundschaft in Europa.