Grüne Europawochen: Malta – Europas Brückenkopf, Film und Caravaggio
Der Brexit macht in diesen Tagen wieder deutlich wie uns Nationalismus und Europafeindlichkeit in eine große Unsicherheit stürzen. Wir Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus verstehen uns als Gegenpol dazu. Aus diesem Grund rufen wir im April und Mai unsere grünen Europawochen ins Leben. Unter dem Motto “Wir für Europa” zeigen wir Landespolitiker*innen Flagge für eine klar proeuropäische Haltung.
Notker Schweikhardt reiste kürzlich auf einer Ausschussreise nach Malta. Seinen Eindruck schildert er in einem Bericht über den europäischen Inselstaat.
Für mich ist Malta – das südlichste Land Europas- ein Brennglas für alle guten Entwicklungen Europas, aber auch für dessen Schattenseiten. Auf den drei Inseln im Mittelmeer leben heute etwa 438.000 Menschen. Maltekisch ist die einzige semitische Sprache, die mit lateinischen Buchstaben geschrieben wird. Malta ist zu 90 % katholisch und war bis zur Eroberung und Plünderung durch Napoleon jahrhundertelang Eigentum des Malteser Ordens. In dieser eigenen Sprache gibt es Poesie und Literatur, Film und Filmindustrie werden heute stark gefördert.
In der Kathedrale St. John ist das wahrscheinlich schönste, sicherlich aber das größte Bild (3.60m x 5.20m!) Caravaggios zu sehen, „Die Enthauptung des Johannes“ ist während dessen kurzen Exils beim Malteser Orden entstanden. Valletta hat sich in den letzten Jahren sehr schnell entwickelt, Malta hat von der EU (Beitritt 2004) unglaublich viel profitiert, vor allem für seine Entwicklung nach Ende der britischen Kolonialherrschaft 1964. Die Stadt wurde im zweiten Weltkrieg von den deutschen Truppen wegen ihrer strategischen Lage im Mittelmeer heftig bombardiert und stark zerstört. Malta ist ein junger unabhängiger Staat ohne aber Nationalstaat zu sein, und hat sich gerade unter der aktuellen Labour-Regierung stark geöffnet, obwohl die Partei ursprünglich ein heftiger Europagegner war. Es war auch das erste Land, in dem der Bolognaprozeß im Bildungssystem gestartet wurde.
Der wirtschaftliche Aufschwung der letzten Jahre beruht hauptsächlich auf Tourismus, neuer Industrie und der Finanzwirtschaft. Das hat natürlich auch Gentrifizierungserscheinungen für die angestammte Bewohnerschaft von Valletta zur Folge. Malta steht leider auch für juristische Insellösungen, fragwürdige Steuermodelle, und eine zumindest diskussionswürdige Einbürgerungspraxis für zahlungskräftige Interessenten.
Am europäischen Brückenkopf nach Afrika zeigt sich die Bandbreite der Chancen und Herausforderungen Europas und bei der Flüchtlingsfrage wird der ganze Zwiespalt deutlich. Die Inselrepublik könnte wieder ein echter Brückenkopf Europas nach Afrika sein, hat sich aber aktuell für eine restriktivere Einwanderungspraxis entschieden. Der folgende Satz von Martin Heidegger beschreibt sehr treffend den Ausblick auf Maltas Zukunft zwischen Europa und Afrika: „Du mußt auf der Brücke stehen um die Ufer zu sehen.“
Impressionen von Malta, Europas südlichstem Land